16 Feb 2023

Fachthema des Monats: systematische Fragen

FACHTHEMA DER WOCHE

Systematische Fragen

Systematische Fragen sind so formuliert, dass diese den Befragten zum Nachdenken und zu anderen Sichtweisen provozieren. Dabei gibt es keine vorgegebenen fixen Formulierungen. Nutze die Beispiele für systematische Fragen, um zu erkennen, wie diese funktionieren und wie Du Deine eigenen, zur Situation passenden Fragen formulierst.

Wofür systemische Fragen hilfreich sind

Systemische Fragen helfen, wenn es um schwierige Probleme und ihre Lösungen, um die Auftragsklärung oder um komplexe Planung, wie zum Beispiel auch die Karriereplanung Deiner Geschäftspartner geht. Sie unterstützen das Gespräch zwischen zwei Personen oder in einer Gruppe – bei einem Meeting oder in einem Workshop.

Das Gespräch und die Fragerunde werden aber nicht nur mit systemischen Fragen geführt. Vielmehr werden diese dann eingesetzt, wenn es ansonsten nicht weitergeht, wenn Sie „Blinde Flecken“ vermuten oder wenn es weniger um Sachinformationen und Fakten als vielmehr um Meinungen und Gefühle der Beteiligten geht.

Systemische Fragen sind Teil eines Gesprächs

Die folgenden Beispiele für systemische Fragen Kannst Du jederzeit im Verlauf eines Gesprächs einsetzen. Gegebenenfalls solltest Du die Gesprächspartner informieren, dass Du noch ein paar weitere Fragen hast, um die Aufgabenstellung oder das Problem genauer zu verstehen. Oder um mehr zu den Hintergründen und Rahmenbedingungen zu erfahren. Zum Beispiel so:

„Ich würde die Situation gerne noch aus einer anderen Perspektive beleuchten. Folgende Fragen können uns dabei vielleicht helfen: …“

Pass die folgenden Fragen immer auf das Thema, die beteiligten Personen und die Rahmenbedingungen an. Formuliere Varianten und setze diese Frageform gezielt, nicht zu häufig und nicht ausschließlich ein. Beachtedabei: Für das Gespräch sollten nicht alle Fragen vorformuliert werden – nur Stichworte. Die konkrete Form sollte sich aus dem Gespräch ergeben.

 

 

Kontext klären

Diese Fragen helfen, um Rahmen­bedingungen, Beeinflussungen oder Wechselwirkungen zu erkennen und einzugrenzen:Was genau ist das Problem?

  • Woher wissen Sie, dass … problematisch ist?
  • Wie wirkt sich das Problem aus?
  • Wer hat ein Interesse, dass es nicht zu einer Lösung kommt?
  • Wer trägt zur Lösung bei?
  • Was darf angesprochen werden?
  • Was darf nicht angesprochen werden?

 

Unterscheidung und Ausnahmen

Unterschiedliche Sichtweisen zur Bedeutung eines Problems oder einer Aufgabe werden identifiziert und hinterfragt:

  • Sehen alle das Problem gleich?
  • Wer hat eine andere Sichtweise?
  • War das schon immer so?
  • Wann hat sich das verändert?
  • Wie ging man früher damit um?
  • Wie wurde … früher gelöst?
  • Was wurde zur Lösung von … bereits getan?
  • Was hat dabei funktioniert/ nicht funktioniert?
  • Was soll bleiben?
  • Was soll sich ändern?
  • Welche Vorteile haben Sie, wenn …?
  • Welche Vorteile haben andere, wenn …?
  • Wie erklären Sie, dass …?

 

 

 

Hypothesen formulieren und besprechen

Indem Du Hypothesen zum Thema, zur Problemlösung oder zur Aufgabenstellung formulierst, erweiterst Du bei Befragten den Blickwinkel und erkennst deren Meinungen. Außerdem findest Du so eventuell neue Sichtweisen und Ideen, die Du weiter entwickeln kannst.

  • Angenommen, Du würdest …: Was wäre dann mit …?
  • Wenn Dein Geschäftspartner Dich fragen würde, ob …: Was würdest Du antworten?
  • Was wäre passiert, wenn Du … (nicht) gemacht hättest?
  • Angenommen, es passiert nichts: Was wäre dann mit …?
  • Würdest Du beim nächsten Mal wieder …?
  • Wie würdest Du (re-) agieren, wenn Sie die Führungskraft oder der Hauptverwaltung wärst?
  • Wer würde als Erster erkennen, dass …?

 

 

Zirkuläre Fragen stellen

Mit sogenannten zirkulären Fragen machst Du Wechselwirkungen und Zusammen­hänge sichtbar; zwischen dem Befragten und einer anderen Person oder zwischen zwei anderen Personen aus Sicht des Befragten. Du motivierstdie Gesprächspartner mit den folgenden Fragen, sich in andere zu versetzen und deren Perspektive einzunehmen.

  • Was vermutet denn Ihrer Meinung nach …., welche Ziele sein Geschäftspartner verfolgt?
  • Wie würden die Geschäftspartner reagieren, wenn die Führungskraft so vorgeht?
  • Was würde Herr Müller sagen, wenn Di ihn fragst …?
  • Wenn wir Frau Meyer einmal durch eine Videokamera betrachten: Was würde ich sehen?
  • Wie würde ein außenstehender Beobachter … beschreiben?

 

 

 

 

 

Internalisierende Fragen stellen

Mit internalisierenden Fragen zeigst Du den Gesprächspartnern weitere Handlungs­möglichkeiten auf. Du machstFähigkeiten sichtbar durch Wunderfragen, Ausnahmefragen, Verschlimmerungs­fragen wie die folgenden:

  • Stellen Sie sich vor, das Problem … wäre gelöst: Woran würden Sie dies erkennen?
  • Was wäre ein Anzeichen dafür, dass sich … ändert?
  • Angenommen, die neue Lösung würde funktionieren: Was wäre dann mit …?
  • Angenommen, Sie hätten einen Wunsch frei: Was würden Sie …?
  • Was würde die Geschäftspartner am meisten auf die Palme bringen?

Rekontextualisierende Fragen stellen

Hinterfrage bisherige Informationen und Antworten der Gesprächspartner mit Fragen wie:

  • Was genau meinen Sie mit …?
  • Was genau passiert, wenn …?
  • Was genau macht …?
  • Woran zeigt sich das genau?
  • Was lässt sich beobachten, wenn …?

 

Das Wort „genau“ zwingt die Befragten, noch einmal nachzudenken, ihre bisherige Aussagen und Beiträge zu hinterfragen, Gründe zu liefern. Damit kannst Du in Meetings auch Angriffe oder unsachliche Einwände behandeln.

Skalierungsfragen stellen

Mit Skalierungsfragen können die Gesprächspartner Einschätzungen abgeben oder Meinungen sagen. Du kannstaus den Aussagen Unterschiede erkennen und Differenzierungen durchführen.

  • Wie hoch schätzen Sie auf einer Skala von 1 bis 10 ein: …?
  • Was sind die drei größten Herausforderungen?
  • In welche Reihenfolge für … würden Sie … bringen?
  • Wie benoten Sie auf einer Skala von 1 = sehr gut bis 6 = sehr schlecht …

 

Aufgabe der Woche

Sammle Beispiele für systemische Fragen. Passen Deine Formulierungen jeweils auf die Gesprächssituation, die Beteiligten und das Thema an. Vermeide dabei, zu starr und formal vorzugehen.

Lege Dir dann für wichtige Situationen wie Meetings, Auftragsklärung, Lösungsfindung, Problemanalysen oder Planungen Deine systemischen Fragen zurecht.

Viel Erfolg dabei.

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